Geschichte
Geschichtlich wird überliefert, dass der Hl.
Stefan I. in Ungarn insgesamt 10 Bistümer gegründet hat, darunter auch das
Bistum von Vác. Diese Gründung geschah aller Wahrscheinlichkeit nach zum
Gedächtnis des Festtages der Geburt Mariens.
Die erste bekannte Kathedrale ließ König Geza I.
an der Donau gelegenen Burg bauen, wo heute das Franziskanerkloster zu finden
ist. Das ungarische Volk hatte die beiden Prinzen (Geza und Hl. Ladislaus) in
der Schlacht gegen Salamon unterstützt. Im Jahre 1074 kam es dann zur Schlacht
von Mogyoród. Prinz Geza (der später mit dem Namen Geza I. König wurde) hatte
in Vác eine Gelübde abgelegt: falls er in der Schlacht Salomon besiegt, lässt
er in Vác zur Ehre der heiligen Gottesmutter eine Kirche bauen. Das Kriegsheer
der beiden Prinzen haben Salomon tatsächlich besiegt. Seinem Gelübde treu ließ
Geza die erste Kathedrale aufbauen. Er wurde nach seinem Tod auch in ihr
beerdigt. Die Kathedrale stand bis zum Tatarenzug im Jahre 1241. Nach der Schlacht
von Muhi plünderten die Tataren das ganze Land aus. Die Bewohner der Stadt Vác
flüchteten in die Kathedrale, aber die Tataren setzten sie in Brand, ermordeten
die Stadtbewohner und machten die Kathedrale dem Boden gleich.
Im fernen Osten starb der Chan der Tataren
(Ogotai). Sein Nachfolger Chan Batu zog sein Heer aus Ungarn zurück, um zum
obersten Chan aller Tataren zu werden. So konnte König Béla IV. nach Ungarn
zurückkehren und dadurch sein Gelübde erfüllen: er ließ das Land neu aufbauen,
und gab seine Tochter in die Dienste Gottes. Der damalige Bischof von Vác,
Bancsa Nembéli István, der zur Begleitung des Königs gehörte, ließ die ganze
Stadt neu aufbauen. Er veranlasste ebenso, dass eine gotische Kathedrale an der
Stelle der früheren Kirche errichtet wurde. Diese stand bis zur Nachfolgezeit
der Türkeninvasion. Im Jahre 1480 liess Bischof Báthory Miklós die Kapelle des
Heiligen Nikolaus der Kathedrale im renessaincen Styl erbauen und das Innere
des Gotteshauses durch italienische Bildhauer verschönern.
Zur Zeit der 150jährigen Türkenherrschaft wurde
die ehrwürdige Kathedrale in Vác desöfteren zu einer Moschee umgewandelt. Auch
die Burgmauer wurde aus den Steinen der Kathedrale ausgebessert. Mit dem Ende
der Türkenherrschaft im Jahre 1687 durfte Bischof János Kéry wieder in die
Stadt zurück, wo er die Kathedrale als Ruine auffand.
Im Jahre 1753 hinterließ Bischof Althann M.
Frigyes in seinem Testament einen bedeutsamen Betrag für die
Restaurierungsarbeiten der Sankt Michael Kirche (die Ruinen der Kirche sind auf
dem Március 15. Platz zu sehen). 1753 ließ Althann M. Károly Oracsek Ignác
einen Bauplan für die Erweiterung der Kirche erstellen. Diese wurde als
Hauptkirche des Bistums Vác benutzt, und das nebenan stehende Gebäude (heute
Institut für Hörbeschädigten) wurde Bischofspalast.
Bischof Forgách Pál (1757-1759) stand nur kurz im
bischöflichen Amt, führte jedoch während seiner Amtszeit sorgsam die Arbeiten
zur Errettung der alten Kirche aus. Mit seinem Tod wurden die Bauarbeiten der
Kirche gestoppt. Die damalige Stadt war in zwei Stadtteilen gegliedert: der
eine wurde von Ungaren, der andere von Deutschen bewohnt. Diese Stadtteilen
waren sogar durch eine Palisade voneinander getrennt.
Bischof Eszterházy Károly beendete die
Erneuerungsarbeiten der Sankt-Michael-Kirche, und die Kirche des Stadtteils
„Deutschwaitzen” wurde abgebaut. Ebenso wurden auf seine Anweisung hin die
trennenden Palisade wieder abgebaut, auf dem so neu entstandenen Platz wurde
der heutige Konstantinsplatz errichtet. Dieser Platz war zur damaligen Zeit
viel geringer besiedelt als heute.
Der Österreicher Anton Pilgram wurde mit der
Anfertigung der Baupläne für die Kathedrale beauftragt. Nach seinen
Vorstellungen sollte eine prachtvolle, spätbarocke Kirche mit zwei Türmen
gebaut werden, welche – der römischen Basilika Sankt Peter ähnlich – durch eine
Kollonade (mit 18 Säulenpaaren) mit den anderen, auf dem selben Platz stehenden
kirchlichen Instituten (u.a. Priesterseminar und Bischofspalast) verbunden
werden sollte. Bischof Eszterházy konnte den Plan nicht verwirklichen, da er in
der Zwischenzeit zum Erzbischof von Eger ernannt wurde.
Im bischöflichen Amt folgte Eszterházy Christoph
Migazzi. Er fand die Pläne seines Vorgängers zu ausladend und daher auch
unausführbar. So beauftragte er den italienischen Architekten Isidore Canevale
(er hat in Paris studiert), um auf dem am 29. März 1761 niedergelegten
Grundstein eine weniger kostenintensive und kleinere Kathedrale zu planen. Nach
Canevale’s neuen Plänen (entsprechend des französisch-revolutionären
Bauzeitgeistes seiner Epoche) wurde die heutige Kathedrale erbaut. Die
Kathedrale stellt das einzige Muster dieses Baustyls in Ungarn dar. Der Piarist
Gáspár Oswald führte die Bauarbeiten aus, die Dank der guten finanziellen
Unterstützung sehr schnell vorangingen.
Nachdem das große Kreuz im Jahre 1770 auf der Kupel plaziert wurde, konnte die
Kathedrale am 15. August 1772 eingeweiht werden. Die Bauarbeiten dauerten
jedoch weiter an bis zum Jahr 1777.
Zum
Äußeren der Kathedrale
An der Fassade
sind die Stylelemente des Klassizismus zu erkennen, obwohl die Säulengruppe,
die darüber stehenden Statuen und die Laterne eher den barocken Kunstgeist
wiederspiegeln.
Die Kathedrale wurde im spätbarocken und
frühklassizistischen Stil gebaut. Die Merkmale dieses Baustils zeigt vor allem
das Nartex (Vorhalle), welches durch
drei korinthische Säulenpaare gegliedert ist. Die Säulen sind in zwei Reihen
aufgestellt, in beiden Reihen finden sich sechs Säulen. Die zweite Säulenreihe
erscheint als „schwebender Schatten” hinter der ersten. Dieser besondere
Eindruck wird durch die neben den Eingängen verlaufenden korintischen
Halbsäulen noch gesteigert.
Auf der Attika
ist die folgende lateinische Inschrift zu lesen:
D.O.M.
IN HONOREM ASSUM(P)TAE IN COELUM VIRGINIS ET S.
MICHAELIS ARCHANGELI
Dem
besten, erhabensten Gott.
Zur
Ehre der in den Himmel aufgenommenen Jungfrau und des Erzängels Hl Michael.
Auf den Seiten: Hl. Petrus und Paulus + Hl.
Johannes und Jakobus.
In der Mitte sind die heilige Gottesmutter Maria
und der Hl. Joseph (beide sind Kunstwerke von János Bechert, Bildhauer von Vác)
zu sehen.
Inschriften
in der Vorhalle:
Auf beiden Seiten über dem Haupteingang ist das
Wappen des Bauherrn (Kardinal Cristoph Migazzi) und die folgende Inschrift zu
sehen:
„Incoepit A MDCCLXI- perfecit A MDCCLXXVII”
Kard.
Migazzi hatte im Jahre 1761 angefangen und im Jahre 1777 beendet.
Zum Wappen des Bauherrn Graf Kard. Cristoph
Migazzi: wenn wir das Wappen näher betrachten, dann kann mit Recht die Frage
gestellt werden: warum sind auf dem Wappen eines Grafes die Insignien eines
Herzogs zu sehen? Die Antwort lautet: Kard. Migazzi war Erzbischof von Wien
(und gleichzeitig Bischof von Vác); darum trug er auch den Titel eines Herzogs.
Reliefe
in der Vorhalle (von links nach rechts):
Maria Magdalena fällt zu Füssen des
Auferstandenen, der aus ihr sieben Teufel
ausgetrieben hatte.
Jesus treibt die Händler aus dem Jerusalemer
Tempel hinaus.
Jesus übergibt dem Hl. Petrus die Macht zum Lösen
und Binden (über dem Hauptportal zur Kathedrale)
„Lasst die
Kinder zu mir kommen!”
Der römische Hauptmann bittet Jesus darum, seinen
Sohn zu heilen.
Zum
Inneren der Kathedrale:
Der
Chor:
Der Bauherr Kardinal Migazzi beauftragte mit dem
Malen des Hauptaltarbildes Franz Anton Maulbertsch (1724-1796). Das Hauptaltarbild
stellt die Visitatio, d.h. die Heimsuchung Mariens bei Elisabeth dar.
Die beiden Gestalten, Maria und Elisabeth, rücken aus den weiteren Gestalten
hervor, die ihren täglichen Beschäftigungen nachgehen. Die Mutter Jesu ist mit
einem Esel gekommen. Das müde Tier im Hintergrund hängt seinen Kopf herunter.
Auf der Treppe ruht sich eine weibliche Gestalt mit ausgestreckten Beinen und
barfüssig aus; eine andere Frau trägt einen Korb auf dem Kopf – sie geht
vielleicht zum Bach, um dort zu waschen.
Das fertige Altarbild ließ Migazzi nach zwei
Jahren abdecken und durch das Ölgemälde mit der „Golgota-Szene” (auf dem
Gemälde hervorgehoben die Bekehrung des rechten Verbrechers) von Johann Martin
Schmidt ersetzen. Dieses Gemälde befindet sich heute neben dem Nikolausaltar.
In Bezug auf das Nichtgefallen von Seiten des
Kardinals wird vermutet, dass der Künstler die Schwangerschaft der Jungfrau in
den Augen des Kardinals überbetont hatte, obwohl – laut Evangeliums – Maria
sofort nach dem Gruß des Erzengels Gabriel aufbrach, um Elisabeth zu besuchen.
Die Visitatio hatte sich also bereits wenige Tage nach der Verkündigung
ereignet. Das Altarbild wurde im Jahre 1942 wieder entdeckt.
Die lateinische Inschrift über dem Altarbild „Deo servatori sacrum” bedeutet: dem sorghaftigen
Gott geweiht, 1772.
Bis zu den 40er Jahren war dies das einzige
Fresko in der Kathedrale. In der Apsis über dem Hauptaltar ist das Fresko von
Béla Kontuly aus dem Jahr 1944 zu sehen. Es zeigt die Gründung von Bistum und
Kathedrale. Rechts tritt die Gestalt des Hl. Stephans hervor, als er die
Gründung des Bistums Vác und das Aufbauen der Kathedrale ankündigt. In seinem
Umfeld sind weitere ungarische Heilige zu sehen. Links ist das Makett der
Kirche dargestellt.
Die Einrichtung des Chors, die Bänke für die
Kanoniker (stallum) wurden zu
verschiedenen Zeiten angefertigt. Die Bänke wurden 1829 von Tischlern aus Pest
gemacht. An ihrer oberen Kante sind Apostelbüsten zu sehen. Auf Anfrage des
Bischofs Schuszter Konstantin wurde die bischöfliche Kathedra angefertigt. Sein
Wappen schmückt die Kniebank.
Das
Kirchenschiff:
Die Schranke zum Chor stammt noch aus der
Kathedrale von 1485 (außer vier kleinere Säulen). Unter den vier Ecken der
Kuppel sind vier Portraits Vácer Bischöfe auf roten Marmorplatten mit lateinischer
Inschrift zu sehen. Das erste Portrait auf der rechten Seite zeigt Graf
Christoph Migazzi; es handelt sich hierbei um ein wertvolles Kunstwerk aus Rom.
Im Uhrzeigersinn sind die folgenden Portaits zu sehen: Bischof Forgách Pál: er
ließ den Hauptaltar in die Piaristenkirche bringen. Dann die Bischöfe Althann
M. Károly und Althann M. Frigyes, sie initierten den Bau der neuen Kathedrale,
welcher durch Christoph Migazzi abgeschlossen wurde.
Zwischen den Pilastern, über den Epitaphen (die
oben erwähnten Gedenkplatten aus Marmor) sind eine geschlossene Gebetsnische,
eine Kanzel, eine Orgel mit einem nachgemachten Pfeifenprospekt zu sehen.
Das Fresko in der Kuppel (1770-72) stellt den
Triumph der Dreifaltigkeit dar. Auf einer Wolke der linken Seite sind
ungarische Heilige und die Gestalt des Architekten Canevale (Baupläne in der
Hand) zu sehen. Über ihm ragt aus dem Geleit desweiteren die Gestalt Maria
Theresias hervor. Eine ganze Schaar von Heiligen, Märtyrer, Propheten und Engel
blicken auf uns.
Das Innere der Kathedrale wurde in den Jahren
1943-44 durch Pétery József erneut. Aus diesem Anlass hat er die vier Secco
malen lassen. Das Ergebnis des von ihm ausgeschriebenen Bewerbungsverfahrens:
die Meisterwerke von István Takács (Maler aus Mezőkövesd) verzierten die
Wandflächen in beiden Nebenaltarräumen der Kirche. Am Sakramentsaltar ist der
Triumph des Allerheiligsten dargestellt sowie eine Einladung an die Gläubigen
zum regelmäßigen Kommunionempfang. Dem Wunsch des Bischofs entsprechend
verewigte der Künstler die Szene, als Bischof Pétery die Kathedrale und
zugleich das ganze Bistum dem Schutz des Hl. Josephs anvertraute. Er hat mit
einer meisterhaften Idee die ganze Szene in die Kathedrale gesetzt, wo neben
der schwebenden Gottesmutter die gleiche Gebetsnische zu sehen ist, die
tatsächlich auch neben dem Kunstwerk zu finden ist. In der Ferne taucht die
Gestalt Mariens auf, wie sie auch auf dem Hauptaltarbild zu sehen ist. Als der
Künstler das Werk malte, gleichsam als Vorzeichen der annähernden Front, wurde
Budapest und auch die Stadt Vác bombardiert. Als er den Secco schuf, schlug
tatsächlich eine Bombe ein, welche bis zum Pilaster der Kuppel gelangte. Zum
Glück explodierte die Bombe nicht. Bischof Pétery schrieb diese glückliche
Fügung der Fürsprache des Hl. Josephs zu, weshalb er den Maler bat, auf den
unteren Teil des Seccos die Bomben und die Gesichtszüge der erschrockenen
Engelchen zu malen (die Bombe wurde in den 70er Jahren tatsächlich gefunden).
Über dem Eingang zum Orgel ist das Bild der Hl.
Margherita zu sehen. Die Heilige wird in dem Moment gezeigt, in dem sie für das
durch die Tataren geplünderte Land betet. Der Bischof, der für seine Kirche
viel gelitten hatte, bat Margherita um ihren Schutz (das Enstehungsjahr des
Bildes 1943 fällt mit Margheritas Heiligsprechung zusammen).
Die beiden Schutzheiligen der Kathedrale sind auf
den beiden Altäre am Eingang zu finden. Auf der linken Seite ist die in den
Himmel aufgenommene Gottesmutter Maria zu sehen. Es ist eine Kopie vom
Meisterwerk des Carlo Maratta. Auf der rechten Seite ist über dem Altar eine
Kopie des zweiten Schutzheiligen der Kathedrale (St. Michael) zu sehen. Es ist
ein Werk von Guino Reni.
Rund um die Altäre stehen Glaslüster aus dem Jahr
1700. Bischof Peitler Antal brachte sie aus Rom mit, als er 1870 vom Ersten
Vatikanischen Konzil zurückkehrte. Die Bänke im Kirchenschiff wurden aus Eiche
hergestellt (ebenso im Jahre 1700).
Zwei Gemälde von Johann Martin Schmidt schmücken
die zwei hinteren Altäre: rechts ist der Heilige Nikolaus, Schutzpatron der
Pfarrei, zu sehen. Das Bild stellt ihn dar, als er das Schiff aus dem
Meeressturm errettet. Links ist der Heilige Johannes Nepomuk zu sehen, als er
für die Kranken betet. Beide Gemälde sind im Verlauf der vielen Jahren schwarz
geworden (der Künstler verwendete beim Malen Farben, die mit der Zeit
oxidieren).
Der Kirchenraum endet mit der wunderschönen Orgel
auf der 22 Meter breiten Empore.
0 megjegyzés:
Mondja el véleményét
Számunkra fontos a véleménye, írja le hosszászólását...